Die gesundheitliche Bedeutung täglicher Routinen ist groß.
Sie reicht von morgendlichen Reinigungen und Pflegeritualen über Atem- und Bewegungstraining, achtsame Ernährung und verantwortungsvolle Arbeit bis zu kontemplativen Übungen für die mentale Balance.
Dennoch ist es wichtig, aus diesen Gewohnheiten zeitweilig auszutreten, innezuhalten, Altlasten zu entfernen, neue gezielte Reize zu setzen und damit unsere Fähigkeit zur Anpassung an Veränderungen zu trainieren.
Der Rückzug vom Alltag – modern Retreat genannt – ist eine Jahrtausende alte Tradition, insbesondere in Asien. Retreats dienen primär der inneren Einkehr und damit verbundener spiritueller Praxis. Sie lassen sich aber auch exzellent für gesundheitliche Zwecke nutzen.
Kuren sind Intensivmaßnahmen über einen begrenzten Zeitraum unter professioneller Begleitung: stationär, ambulant und in Heimdurchführung.
Die Kombination körperlicher und geistiger Maßnahmen wirkt zutiefst transformierend und sollte Bestandteil unserer Jahresplanung werden.
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Raus aus dem Hamsterrad!
Auszeiten waren in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie so bedeutsam wie heute. Warum? Weil wir noch nie so viele Reize und Informationen in einer derartig hohen Geschwindigkeit zu verarbeiten, zu verstehen und zu integrieren hatten wie heute. Wir hetzen durch den Alltag und seine endlosen Aufgaben, ohne diese zu hinterfragen.
Viele von uns überfordert dies tagtäglich – mit möglichen Folgen wie Erschöpfung, Ängste, innere Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit und Leistungseinbrüche bis hin zu psychosomatischen Erkrankungen.
Oft leiden auch Partnerschaften und soziale Beziehungen unter der Dauerbelastung. Regelmäßige Auszeiten können uns helfen, diesen unangenehmen oder sogar pathologischen Entwicklungen vorzubeugen, Gefühle und Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und uns körperlich und geistig neu auszurichten.
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Kuren sind kein Luxusprodukt!
Ich arbeite im Kurbetrieb seit 1997 – zunächst 12 Jahre lang als Leiter stationärer Ayurveda Einrichtungen und seitdem als Begleiter ambulanter Formate und Heimkuren über meine Privatpraxis.
Ein gängiges Vorurteil, das mir immer wieder begegnet, lautet: „Das kann ich mir leider nicht leisten“. Dahinter steht die Idee, Kuren müssten immer in einer exklusiven Kurklinik durchgeführt werden – mit Tagessätzen von 300 bis 500 Euro. Das ist ein Trugschluss!
Natürlich sind Intensivkuren wie das ayurvedische Panchakarma von großem Nutzen und erfordern aufgrund des hohen Personaleinsatzes eine entsprechende Investition, die leider nicht von Krankenversicherungen erstattet wird. Es geht aber auch viel einfacher und dennoch wirksam.
Kuren können ebenso in Heimdurchführung absolviert und ggf. durch ambulante Behandlungen ergänzt werden. Dieses Kurformat hat einen großen Vorteil: durch aktives Handeln während der Auszeit gelingt die Integration gesunder Routinen in den Nachkuralltag deutlich besser.
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Kuren nach einem individuellen Plan
Entscheidend für Ihren Kurerfolg ist eine professionelle therapeutische Begleitung, die nach eingehender Diagnostik einen personalisierten Plan für Sie entwirft und diesen während der gesamten Kurdauer regelmäßig, am besten sogar täglich, überprüft und anpasst – ganz im Sinne der traditionellen „Visite“ in einer stationären Kureinrichtung.
Grundsätzlich empfehle ich, in drei Kurphasen zu denken:
- Vorkur | 1-4 Wochen Vorbereitung mit Ernährungs- und Lebensstilanpassung sowie der Einnahme pflanzlicher Supplemente
- Hauptkur | Eigentliche Auszeit vom Alltag mit Tagesplänen, die körperliche und geistige Praktiken enthalten
- Nachkur | Stabilisierung des erworbenen Gleichgewichts und Integration neuer Gewohnheiten in den Lebensalltag
Die konkreten Kurinhalte hängen von den erwünschten Kurzielen ab.
Beispiele hierfür sind die Reinigung (Detox) von angesammelten Rückständen, Gewichts- und Stoffwechselkorrektur, Hautgesundheit, Verdauungsregulation, Immunmodulation, Stärkung von Herz und Kreislauf, Befreiung von Atemwegsbeschwerden und vieles mehr.
Unsere Gesundheit wird beeinflusst von konstitutionellen Anlagen und erworbenen Zuständen. Deshalb sind pauschale „Fastenkuren“ nicht für Alle gleichermaßen geeignet. Und bei einer vitalen Erschöpfung kann Detox verschlechternd wirken, wenn vorab keine Differentialdiagnostik durchgeführt wurde. Nur eine durch Ansammlung von Überschüssen (Fülle) bedingte Erschöpfung ist für Reinigungskuren indiziert.
Auch die Kurdauer kann individuell variieren. Um eine nachhaltige Wirkung zu entfalten, rate ich zu mindestens einer Kurwoche. Länger als vier Wochen sollte eine ambulante Kur nur in Ausnahmefällen dauern. Meine grundlegende Empfehlung: lieber öfter und kürzer als selten lang.
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Acht Vorteile regelmäßiger Kuren
In nunmehr 28 Jahren Kurerfahrung konnte ich acht zentrale Wirkungen erkennen, die von regelmäßigen Kurzeiten ausgehen:
- Mit Abstand zum Alltag und ohne neue Ablenkungen nehmen wir erst wahr, wie es uns wirklich geht.
- Aus dieser Wahrnehmung heraus erkennen wir, wo gesundheitlicher Handlungsbedarf besteht.
- Jetzt können wir bewusst entscheiden, was wir künftig wie ändern möchten.
- Jede Kur beginnt mit der Befreiung von Altlasten – sei es durch Stille, Nahrungskarenz oder medizinische Ausleitungsverfahren.
- Jede Kur dient einer nachhaltigen Regeneration und Stärkung, um geschützt den neuen Anforderungen zu begegnen.
- Im Rahmen eines Commitments können wir uns dazu verpflichten, künftig Wichtigeres vor scheinbar Dringliches zu stellen.
- Kuren helfen uns, das eigene Leben besser zu ordnen und zu organisieren.
- Erfolgreiche Kurprogramme erzeugen den Wunsch nach regelmäßiger Wiederholung.
Der Frühling ist eine der besten Jahreszeiten für alle reinigenden, entlastenden Kurmaßnahmen.
Worauf warten Sie?